IHK Wirtschaft berichtet: Seit über 70 Jahren gut verpackt und sicher transportiert

In der ersten Ausgabe des Jahres 2024 hat die IHK Wirtschaft von unserem 70-jährigen Jubiläum berichtet. Hier können Sie den Artikel nachlesen:

 "Gut verpackt. Sicher transportiert ist eines der Mottos der Harzer Kartonagenfabrik Fritz Nickel GmbH & Co. KG in Langelsheim. Das sich Wellpappe aber nicht nur gut eignet, um Transportkartonagen für sämtliche Materialien und in allen Größen herzustellen, wird gleich deutlich, wenn man das Verwaltungsgebäude des Unternehmens im Langelsheimer Stadtteil Astfeld betritt.

Wellpappe ist vielseitig

Hocker, Regale, Tische, Stühle, Bilderrahmen und Sitzbänke aus Wellpappe gehören zum Mobiliar des Betriebes und lassen vermuten, dass sie aus einer Manufaktur für Designermöbel stammen. Aber ganz und gar nicht, die Möbel sind das Werk der Harzer Kartonagen. Welche besonderen Eigenschaften Pappe und in diesem Fall Wellpappe hat, erklären die beiden Geschäftsführer, Klaus ­Nickel und Uwe Borsutzky. Beiden ist anzumerken, dass sie nicht nur für ihren Betrieb und ihre Produkte, sondern auch für das Material Pappe eine ganz besondere Leidenschaft haben. Wellpappe ist gut formbar und je mehr Wellen und Papierlagen miteinander verklebt werden, desto stärker wird sie. Die Möbel sind leicht, äußerst formstabil und die Wellen im Inneren wirken wie eine Art Polster und sorgen für eine gleichmäßige Druckverteilung. Obwohl sie sicherlich genügend Käuferinnen und Käufer finden würden, sind Möbel aber nicht das Tagesgeschäft der Harzer Kartonagen, sondern vielmehr individuelle Transportverpackungen. Dabei spielt es keine Rolle, ob Kartonagen für sperrige Produkte wie z. B. Fahrräder, robuste Produkte wie beispielsweise Autoreifen und Felgen, Schüttgüter wie Kunststoffgranulate oder sensible Produkte wie Glühbirnen oder Glasvasen, angefragt werden. Ein „geht nicht“ gibt es einfach nicht im Betrieb.

Unternehmen mit langer und erfolgreicher Geschichte

1953 gründeten Vater und Sohn, Fritz und Eberhard Nickel in Bündheim, einem Ortsteil von Bad Harzburg, die Harzer ­Kartonagenfabrik. Der Betrieb wuchs rasch, eine Vergrößerung der Produktionsflächen wurde deshalb bald nötig. 1972 erfolgte die Verlagerung des Produktionsstandorts nach Astfeld, wo zunächst ausschließlich mit Vollpappe produziert wurde. Im Laufe der Jahre wurde der Betrieb ständig erweitert und damit die Möglichkeit geschaffen, größere Mengen an Kartonagen herzustellen. 1996 erfolgte die Umstellung von der Voll- zur Wellpappe, die erste Wellpappverarbeitungsmaschine wurde angeschafft. 1998 trat der heutige Geschäftsführer Klaus Nickel in dritter Generation mit in die Geschäftsführung ein. Von klein auf ist der gelernte Maschinenbauer, Verpackungsmitteltechniker und Kaufmann dabei, mit dem Betrieb aufgewachsen sozusagen. Diese jahrelangen Erfahrungen tragen sicherlich dazu bei, dass er ein professionelles Auge für die Marktentwicklung der investitionsintensiven Verpackungsbranche hat. Die große Stärke des Unternehmens ist, das große Rohstofflager: „Wir können innerhalb von 24 Stunden jeden Karton produzieren, wenn wir wollen“, so Nickel.

"Wir können innerhalb von 24 Stunden jeden Karton produzieren" - Klaus Nickel.

Seit 2016 ergänzt Uwe Borsutzky die Geschäftsleitung. Insgesamt ist Borsutzky seit 29 Jahren im Unternehmen und dort auch eher durch Zufall gelandet, wie er selbst berichtet. Der damalige Handwerksmeister aus der Lebensmittelbranche ist täglich auf dem Weg zu seiner Arbeit bei der Harzer Kartonagenfabrik vorbeigefahren. Ihm hat die Sauberkeit, die Ordnung und das beständige Wachstum imponiert. Angefangen hat er als kaufmännischer Mitarbeiter, anfangs mit drei Generationen im Betrieb. „Das war eine spannende Zeit“, sagt er.
Mit Blick auf die Unternehmensentwicklung im Laufe der Jahre kann man sagen, dass die Harzer Kartonagenfabrik nicht nur ein Betrieb mit langer, sondern auch einer mit einer besonders erfolgreichen Geschichte ist, der mittlerweile auf eine Lagerfläche von gut 60 000 Qua­dratmetern blicken kann, wo etwa 50 Mitarbeitende im Zwei-Schicht-System etwa 300 Paletten Wellpappe pro Tag verarbeiten. Das entspricht einer gewaltigen Zahl von etwa 10 Millionen Quadratmeter Pappe, pro Jahr, die dann von fünf Lkws des eigenen Fuhrparks ausgeliefert werden.

Qualität braucht Liebe

Beim Rundgang durch die Produktionshallen wird die Unternehmensphilosophie sichtbar: „Qualität braucht Liebe. Liebe macht nicht blind. Im Gegenteil! Der liebevolle Umgang mit Dingen schärft den Blick für Qualität. Die makellose Lackierung eines Autos. Der perfekte Klang der HiFi-Anlage. Diese Eigenschaften werden nicht von seelenlosen Robotern geschaffen. Engagierter Einsatz von Menschen ist die Voraussetzung für die Erzeugung von Qualitätsprodukten.“ Dieser Satz ist ein Auszug eines Blattes, das gut sichtbar in der Produktionshalle hängt und es bestätigt den Eindruck, dass Sorgfalt erwartet wird, der Faktor Mensch im Unternehmen aber einen ganz besonderen Stellenwert einnimmt. Das ist auch nötig, um genügend Mitarbeitende zu haben, damit täglich 30 bis 40 Aufträge abgewickelt werden können.
Die Harzer Kartonagenfabrik ist ein moderner und hochtechnisierter Betrieb ist. Kaum ein dort hergestellter Karton ist ein Standardkarton. Für jeden Kunden, der eine besondere Verpackung benötigt, plant ein Packmitteltechnologe zunächst am Computer, damit im Anschluss ein Musterkarton produzieret werden kann. Und nicht nur Kartonagen, sondern auch eine eigene Holzabteilung wo Holzkisten für Transport, Kombinationsverpackungen aus Holz und Wellpappe zur Gewichtsreduzierung, Maschinenverpackungen und Sonderpaletten produziert werden, ist am Standort.

Nachhaltigkeit im Unternehmen

Durch die Produktionshalle läuft ein unterirdisches, 90 Meter langes Abfallband, das Pappreste direkt zum Recyceln zu einer Ballenpresse abtransportiert. Die Presse komprimiert den Abfall zu 400 Kilogramm schweren Würfeln und bei der nächsten Lieferung der ausschließlich regional bezogenen Rohstoffe, können die Würfel mit den gepressten Stanzabfällen direkt auf den Lkw verladen werden, um so wieder in den Recyclingsprozess zu kommen. Pappe ist ein voll recyclingfähiges Produkt, im Betrieb werden selten chemische Zusätze verwendet. Wasserfarben beim Aufdruck und Mais- und Weizenstärke zum Verkleben der Kartonagen führen dazu, dass Nachhaltigkeitsberichterstattung aktuell kein Thema ist.
Pappe ist ein hervorragendes Produkt, dass auch zur Vermeidung von Plastikmüll beitragen kann, denn durch passgenaue Verpackungen lässt sich Plastik als Füllmaterial vermeiden. Unter dem Hashtag ‚#verpackungsmüllsparen oder ­#plastikmüllsparen ruft das Unternehmen Verbraucher dazu auf bei Onlinebestellungen drauf zu achten, wie ihre Ware zu Hause ankommt. Ist der Karton viel zu groß für die bestellte Ware oder vollgestopft mit Plastikmüll, können die Kunden ein Foto per E-Mail senden oder es in den sozialen Netzwerken Instagram oder Facebook posten. Die Harzer Kartonagenfabrik sucht dann den Austausch mit dem Produkthersteller oder Onlinehändler und schlägt eine umweltschonende Lösung vor.
Sollte man als Besucher die Harzer ­Kartonagenfabrik mit drei Worten beschreiben, dann wären das: Leidenschaft, Sorgfalt und Menschlichkeit. Leidenschaft für den Rohstoff, Sorgfalt in der Produktion und Menschlichkeit im Umgang mit dem wichtigsten Kapital eines Unternehmens, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Könnte Fritz Nickel, der als Flüchtling mit nur einer Bollerwagenladung Besitz in den Harz kam, das Unternehmen jetzt sehen, er wäre sicherlich mit viel Stolz erfüllt."
sk - 1/2024
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